Metamorphose der Ostalpen
Unter Metamorphose versteht man in den Geowissenschaften die Umbildung von Gesteinen unter erhöhten Druck- und Temperaturbedingungen sowie die Ausbildung neuer Mineralphasen. Generell nimmt im Alpenquerschnitt der Metamorphosegrad vom Norden von der Diagenese in Richtung Süden zu. Hochgradig metamorphe Gebiete finden sich in den zentralen Bereichen des Alpenbogens, wie in den Hohen Tauern, der Kor- und Saualpe. Nach Süden nimmt die Metamorphose wieder ab. Die Gesteine der Südalpen wurden nicht mehr metamorph überprägt.
Die Ostalpen sind das Produkt zweier Gebirgsbildungsphasen, einer kreidezeitlichen und einer im Tertiär. Das Resultat dieser plattentektonischen Kollision ist der nun vorliegende Stapel der verschiedenen Gesteinsdecken, die den Alpenkörper aufbauen.
Beide Phasen werden von einer ausgeprägten Regionalmetamorphose begleitet, mit einer großen Bandbreite unterschiedlichster Druck-(P) und Temperatur-(T)Bedingungen. Während in der Kreidezeit (Eoalpin), dessen Metamorphosehöhepunkt vor rund 100 Millionen Jahren war, in erster Linie das Ostalpine Deckensystem von der Metamorphose erfasst wurde, lag im Tertiär der Metamorphoseschwerpunkt auf den Penninischen Einheiten (z.B. Bereich der Hohen Tauern). Einige Einheiten des Ostalpinen Deckensystems wurden durch beide Ereignisse geprägt.
Die Penninischen Einheiten
Im Tauernfenster, das zum Penninikum (westalpine Einheiten) gerechnet wird, sind vorwiegend Gesteine der Grünschiefer- und der Amphibolitfazies zu finden, lokal erreichen diese Eklogitfazies. Diese Gesteine und die darin enthaltenen Mineralien lassen auf eine Entstehung der ursprünglichen Ozeanbodengesteine in einer Tiefe von rund 70 km im Bereich Oberer Erdmantel – Untere Erdkruste schließen. Der Höhepunkt der Metamorphose war vor rund 30 Millionen Jahren. Danach kam es zu einer schrittweisen Abkühlung und zur Heraushebung des Alpenkörpers.
Ähnliche hohe metamorphe Bedingungen zeigen auch die Gesteine des Bernsteiner Hügellandes, das zur Rechnitzer Fenstergruppe, einem Äquivalent des Tauernfensters gerechnet wird. Hier lässt sich Blauschieferfazies mit Mineralien, die bei hohen Druckbedingungen unter – relativ gesehen – niedrigen Temperaturen entstehen, nachweisen. Die Bildung dieser Mineralphasen weist auf Temperaturen von 330 bis 370° C und einen Druck von 0,6 bis 0,8 GPa hin.