Wiener Erdwärmetag 2023: Einbindung von Erdwärme in urbane Strukturen

Am Wiener Erdwärmetag, am 19. Juni 2023, präsentierten Expertinnen und Experten aktuelle Projekte und Forschungen zu Geothermie in Wien, unter anderem zu Themen wie „Nachhaltige Umrüstung von Bestandsgebäuden“ und „Energieeffiziente Errichtung von Neubauten“.

Den Wiener Erdwärmetag veranstaltete die GeoSphere Austria in Kooperation mit der Stadt Wien, der Technischen Universität Wien sowie dem Verein Geothermie Österreich.


Die Städte wachsen und der Energiebedarf steigt. Das ist eine große Herausforderung für eine zukünftige klimaneutrale Wärmeversorgung. Die GeoSphere Austria (Zusammenschluss von Geologischer Bundesanstalt und ZAMG) ist seit vielen Jahren an Forschungsprojekten und praktischen Umsetzungen im Bereich Geothermie beteiligt.

Vielfältige Möglichkeiten durch Geothermie
„Die Geothermie kann im urbanen Raum mit ihren vielseitigen Einsatzmöglichkeiten einen wichtigen Beitrag leisten“, sagt Veronika Turewicz Expertin für Geothermie der GeoSphere Austria. „Zum einen geht es um eine nachhaltige Umrüstung von Bestandsgebäuden, zum anderen um eine energieeffiziente Errichtung von Neubauten. Dabei spielen der Einsatz der tiefen und der oberflächennahen Geothermie – mit Erdwärmesonden und Grundwasserwärmetauscher – ebenso eine wichtige Rolle wie die Nutzung thermisch aktivierter Gebäudeelemente, sogenannter Geostrukturen.“

Geostrukturen: Zusatznutzen von Bodenplatten, Wänden, Bohrpfählen
Geostrukturen sind eine einfache und günstige Form der Erdwärmenutzung. Dabei werden ohnehin notwendige Bauteile von Gebäuden, wie Bodenplatten, Wände oder Bohrpfähle, thermisch aktiviert. Das heißt, sie werden mit Leitungen ausgerüstet und die darin fließende Flüssigkeit bringt die Wärme bzw. Kühlung aus der Tiefe an die Oberfläche zur weiteren Nutzung im Gebäude.

Am Erdwärmetag 2023 gab Dietmar Adam, Vorstand des Instituts für Geotechnik der Technischen Universität Wien, einen Einblick, welche Bedeutung Geostrukturen für die Einbindung von Geothermie in urbane Strukturen haben.

Anergie: urbane Form der oberflächennahen Geothermie
Weiters wurden am Erdwärmetag 2023 verschiedene Anwendungen von oberflächennaher Geothermie in großen Städten präsentiert. Dazu gehören zum Beispiel Anergienetze (kalte Fernwärme). Das sind Wärmeversorgungsnetze, die mit niedrigen Übertragungstemperaturen (meist ca. 10 bis 25 °C) arbeiten und sowohl Wärme als auch Kälte bereitstellen können. Ein Beispiel dafür ist das Pilotprojekt Smart Block Geblergasse in 1170 Wien.

Bedeutung der tiefen Geothermie für Wien
Am mittlerweile schon fünften Erdwärmetag wurde erstmals auch die Bedeutung der tiefen Geothermie (ab ca. 300 Meter Tiefe) für Wien behandelt. Peter Keglovic von Wien Energie erläuterte, welche Rolle der tiefe Untergrund für die zukünftig Fernwärmeversorgung Wiens spielen könnte. Ein Ziel von Wien Energie ist, bis bis 2030 vier Tiefengeothermie-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 12 Megawatt zu entwickeln. Der tiefe Untergrund kann somit eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung der Fernwärmeversorgung Wiens spielen.

Breite Kooperation für Forschung und Praxis
Der Erdwärmetag 2023 fand in einer Kooperation der GeoSphere Austria mit der Energieplanung der Stadt Wien, dem Verein Geothermie Österreich (GTÖ) und dem Institut für Geotechnik der Technischen Universität Wien (TU Wien) statt.
Weitere Informationen

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