Am Beginn des Ordovizium lagen die Krustenstücke des heutigen Österreich in einem unwirtlichen Bereich Gondwanas: Bedingt durch die Lage nahe am vereisten Südpol war es kühl und das Festland war völlig kahl, da es an Land noch kein Leben gab. Das heutige Ostalpin und Südalpin waren damals Teile eines Schelfs, der vom Inneren des Kontinents mit sandigen und tonigen Sedimenten beliefert wurde. Während des Ordoviziums gab es hier auch ein bedeutendes magmatisches Ereignis, dessen Ursache aber bis heute ungeklärt ist: Granitische Schmelzen kristallisierten in der Kruste und an der Erdoberfläche entstanden Lavadecken aus quarzreichen Vulkaniten. Als Beispiel dafür ist der Blasseneckporphyroid in der Grauwackenzone zu nennen, der aus einer bis über hundert Meter dicken Lage aus Laven und pyroklastischen Ablagerungen entstand.
An der Wende vom Ordovizium zum Silur (vor ca. 445 Millionen Jahren) bildeten sich am Schelf kalkige Sedimentabfolgen. Sie enthalten Reste heute ausgestorbener Orthoceren und Skelette von » Cystoideen.
Der Mikrokontinent, welchem das heutige Moravikum angehörte, hatte mittlerweile seine lange Reise nach Norden abgeschlossen. Er lag nun am Südrand des Kontinents Laurussia, der sich im Zuge der Kaledonischen Gebirgsbildung aus den älteren Kontinenten Laurentia und Baltica gebildet hatte. Laurussia ist auf das heutige Nordamerika, Grönland, Nord- und Nordosteuropa verteilt.
Im Silur (vor ca. 420 Millionen Jahren) kam es am Nordrand von Gondwana zu Dehnungsprozessen, die mit der Öffnung des Paläotethys-Ozeans in Zusammenhang stehen. Ob die Krustenstücke des heutigen Österreich im Zuge der Ozeanöffnung als Teile eines Mikrokontinents vom Nordrand Gondwanas abgespalten wurden, oder ob sie in einem stark gegliederten, aber zusammenhängenden Randbereich (Peri-Gondwana) lagen, ist derzeit in Diskussion (in der Abbildung ist erstere Variante dargestellt). In jedem Fall wurden weiterhin sandige und tonige, zum Teil auch quarzreiche, kieselige und kalkige Sedimente abgelagert. Häufig entstanden auch Lagen und Gänge von dunklen, quarzarmen Vulkaniten (Basalt, Andesit), die uns heute im Ostalpin und Südalpin in metamorpher Form als Grünschiefer und Amphibolit entgegentreten.
Während des Devon driftete Peri-Gondwana, durch plattentektonische Prozesse angetrieben, kontinuierlich nordwärts. Im Zuge der Nordbewegung gelangten damit auch die kontinentalen Krustenstücke der heutigen Böhmischen Masse und der Alpen allmählich in niedrige geographische Breiten. Am flachen Schelf entwickelten sich Ökosysteme mit Kalk abscheidenden Lebewesen und es entstanden beachtliche Riffgürtel. Die überlieferten Fossilien deuten auf hohe Wassertemperaturen, wie sie für tropische Meeresbereiche typisch sind. Das Gebiet lag daher auf etwa 25° südlicher Breite, das entspräche der Lage der Fidschi-Inseln oder Rio de Janeiros! Erste Pflanzen hatten bereits im Silur begonnen, das Land zu „erobern“, und im Devon folgten die Tiere. Aus Österreich sind jedoch keine Spuren der „Eroberung“ des Festlandes bekannt.
Durch die Nordbewegung Gondwanas näherte sich dieser Kontinent kontinuierlich an Laurussia an und der dazwischen liegende Rheische Ozean wurde zusehends eingeengt. Die Verkleinerung des Ozeans erfolgte durch die Subduktion der ozeanischen Lithosphäre. An den aktiven Kontinentalrändern bildeten sich magmatische (Insel-) Bögen mit Vulkanketten, wie wir sie heute zum Beispiel in Südostasien (Indonesien) kennen. Die damals gebildeten Vulkanite und dazugehörigen Sedimente finden wir heute als Amphibolite und Gneise im Subpenninikum der Hohen Tauern. Um 400 Millionen Jahre vor heute, im späten Devon, folgte die endgültige Schließung des Rheischen Ozeans, und die als Peri-Gondwana bezeichneten nördlichen Ausläufer Gondwanas kollidierten auf breiter Front mit Laurussia.
Grafiken stehen für Unterricht und Lehre zur Verfügung.