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Faltenwurf in Sedimenten

Sedimente des „Alten Europa“ am Nordrand der Alpen

Das Helvetikum umfasst in Österreich mehrere Decken, die aus Sedimentgesteinen aufgebaut sind. Im mittleren Bregenzerwald sind die Helvetischen Decken landschaftsbildend und mit ähnlich imponierendem Faltenbau wie in der Schweiz entwickelt. Gegen Osten im Allgäu, in Oberbayern und weiter nach Salzburg reduzieren sich allmählich der Schichtumfang und die Gesteinsvielfalt. Hier sind sie als schmales, mehrfach unterbrochenes Band am Nordrand der Ostalpen vorhanden. In Ober- und Niederösterreich treten Gesteine des Helvetikums nur mehr als kleine streifenförmige Schuppen innerhalb des Penninikums der Rhenodanubischen Flyschzone auf.

Die Sedimente des Helvetikums lagerten sich vom Jura bis ins späte Paläogen in einem Schelfmeer ab, das im Zuge der Öffnung des Penninischen Ozeans am Südrand des „Alten Europa“ entstanden war. Dieser Ablagerungsraum wird Helvetischer Schelf genannt. Verschiedenste Gesteine aus dem Jura ermöglichen auch Einblicke in jene geologischen Prozesse, die zur Öffnung des Penninischen Ozeans führten.

Die Kruste, auf der die Sedimente abgelagert wurden, bestand aus metamorphen Gesteinen und Graniten wie jenen des Moldanubikums und Moravikums beziehungsweise des Subpenninikums. Im späten Paläogen wurden die Sedimente von ihrem Untergrund abgeschert, in Falten gelegt und als Decken übereinandergestapelt.

Der Helvetische Schelf umfasste verschiedene Ablagerungsräume, von seichtem Wasser an der Küste bis zum tiefen Schelf nahe dem Kontinentalhang zum Penninischen Ozean. Während sich in seichten Meeresbereichen lokale Riffe und Lagunen entwickelten, in denen kalkige Sedimente entstanden, wurden die tieferen Beckenbereiche des Schelfmeeres mit einer abwechslungsreichen Schichtfolge aus Ton, Mergel, Sand und Kalk gefüllt. Tektonische Bewegungen und globale Meeresspiegelschwankungen führten zum gelegentlichen Trockenfallen seichter Bereiche oder zum Entstehen von Sumpflandschaften. In diesen Sümpfen bildeten sich Sedimente, die reich an organischem Material waren, das später in Kohle umgewandelt wurde. Die Schichtfolgen des Helvetikums sind unvollständig. Durch Sedimentationsunterbrechungen und Erosion fehlen Ablagerungen aus manchen erdgeschichtlichen Zeiträumen.

Ein sehr kleiner, aber beachtenswerter Teil der Gesteine der Helvetischen Decken stammt vom südlich an den Helvetischen Schelf grenzenden Kontinentalhang (Ultrahelvetikum). Diese werden wegen ihrer rötlich-grünlichen Färbung als „Buntmergel“ bezeichnet. In den Mergeln befinden sich „exotisch“ erscheinende Kristallinblöcke. Diese brachen von Felsstufen am Kontinentalhang aus und geben uns Auskunft über den kristallinen Untergrund, auf dem die Buntmergel abgelagert worden sind. Das berühmteste Beispiel dafür sind die Granitblöcke des Leopold-von-Buch-Denkmals in Oberösterreich.

Die „Grestener Kohle“, deren Flöze in Sandsteinen des frühen Jura lagern, bildete im 19. Jahrhundert eine der Grundlagen für die Industrie der » Eisenwurzen.

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