Haidinger höchst persönlich: die Geschichte eines Sammlungsstückes

Die Mineraliensammlung der Geologischen Bundesanstalt hat – bedingt durch deren Gründer, den Mineralogen Wilhelm Haidinger (1795-1871) – besondere Bedeutung. Wissenschaftlich wertvoll sind jene Stücke, die im wahrsten Sinn des Wortes, Haidingers Handschrift tragen. Ein solches konnte kürzlich ausfindig gemacht werden: Im Zuge der systematischen Bearbeitung der Mineraliensammlung fand Christian Auer (FA Geochemie) auf einem faustgroßen Pegmatit das Etikett „Glimmer Cordierit - Pseudomorphosen von Greinburg Oesterreich, Mühlkreis“. Mineralogisch fallen neben einem rund 5x2 cm großen Feldspat-Kristall, kleine Granate und vor allem etwa 2 cm große, in Muskovit umgewandelte dunkelbraune Aggregate auf. Dank der Paraphe von 1862 konnte als Bearbeiter Wilhelm Haidinger identifiziert werden.

Die Geschichte dieses Stückes kann aufgrund der an der GBA vorhandenen historischen Aufzeichnungen im Detail recherchiert werden: Am 14. November 1862 war „1 Kiste, 30 Pfund. Von Herrn Plechinger in Ardaker“ von der k.k. geologischen Reichsanstalt erworben worden [1]. Der Inhalt: „Granit mit Pseudomorphosen nach Cordierit.“. Haidinger, der Gründungs- und auch wirkliches Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften war, legte die Stücke am 11. Dezember 1862 in der 29. Sitzung der mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse vor [2]. Gleichzeitig präsentierte er auch chemische Analysen, die am Labor der k.k. geologischen Reichsanstalt vom Chemiker Carl v. Hauer (1819-1880) gemacht worden waren. Ein knappe Woche später, in der Sitzung der k.k. geologischen Reichsanstalt am 16. Dezember 1862, hatte der Geologe und Paläontologe Franz v. Hauer (1822-1899), der Bruder des Chemikers, den Vorsitz [3]. Hauer legte abermals diese Gesteinsstücke vor und referierte den Inhalt jenes Berichtes, den Haidinger am 11. Dezember an der Akademie gegeben hatte. Zeitnahe Erwähnungen finden sich in der Wiener Zeitung. Zunächst wird am 20. Dezember 1862 über die 29. Sitzung der mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse vom 11. Dezember berichtet (mit chemischer Analyse von Carl Hauer) [4]. Am 28. Dezember 1862 wird in einem Bericht über die Sitzung der k.k. geologischen Reichsanstalt vom 16. Dezember 1862, die Cordieritbearbeitung Haidingers vom Vorsitzenden Hauer kurz erwähnt [5]. Ausführlichere Darstellungen samt Analysen finden sich in den Verhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt Heft 4, die dem Jahrbuch der k.k. geologischen Reichsanstalt Band 12 beigebunden sind (Seite 304) [6]. Die finale Publikation von Wilhelm Haidinger erschien 1863 in den Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Geologisch liegt das Vorkommen im Moldanubikum. Der hier im Karbon intrudierte Weinsberger Granit, als Teil des Südböhmischen Plutons, enthält vor allem in Migmatiten der Randzone, oben erwähnte Mineralparagenesen (Linner et al. 20011: 43) [7].

 

Referenzen:» [1] , » [2] , » [3] , » [4] , » [5] , » [6] , » [7]