Erdöl und Erdgas in Österreich

Die Energierohstoffe Erdöl und Erdgas befinden sich in Österreich in wirtschaftlich relevanten Mengen in den Gesteinen des Wiener Beckens und der Molassezone. Die Produktionsgebiete liegen in Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg.

Heimische Produktionsmengen

Derzeit sind in Österreich drei Firmen produktionsberechtigt (OMV, RAG Austria, ADX). Sie fördern zusammen jährlich ca. 500.000 Tonnen Rohöl und 600 Millionen m³ Gas (Stand 2022). Der Trend in der Produktion ist schon seit Jahren rückläufig.

Dies entspricht bei Öl einem Anteil von 7 % und bei Gas von 5,8 % des jährlichen Bedarfs (Stand 2021). Die restlichen Mengen stammen aus Importen.

Den Überblick mit den Förderzahlen und den Bohraktivitäten des jeweils abgelaufenen Jahres gibt das „Energierohstoff Referat“, welches als Vortragsreihe jährlich im Mai stattfindet. Die Präsentationen und Statistiken befinden sich im Archiv.

» Erdöl-Erdgasdaten (Österreich und weltweit)

Lagerstätte

Erdöl und Erdgas bilden sich als Folge von mehreren Prozessen. Voraussetzung ist die Existenz eines Muttergesteins, das reich an organischer Substanz (tierische und pflanzliche Mikroorganismen) ist. Durch Überlagerung anderer Gesteinsschichten, den dadurch entstehenden Druck und die damit verbundene Temperatur kann es zunächst zur Bildung von Kerogen, dem Ausgangsprodukt von Erdgas und Erdöl, kommen. Die derart entstandenen Kohlenwasserstoffe wandern (Migration) entlang von Trennflächen (Störungen, Klüften) im Gestein in poröse oder geklüftete Gesteine (Speichergesteine), bis sie durch sehr gut dichtende Lagen nicht mehr weiterkönnen. Sie reichern sich daher an (Falle). Die Lagerstätten sind somit Gesteinskörper, wo in Poren oder Klüften Gas, Öl und Wasser angereichert ist, vergleichbar mit einem wassergesättigten Schwamm (im Untergrund gibt es keine „Gasblasen“ oder „Ölseen“).

In Österreich sind die Speichergesteine hauptsächlich Sandsteine und Kalke im Alpenvorland und Wiener Becken (Weinviertel). In Letzterem befindet sich auch das Feld Matzen, das nach wie vor zu den größten Erdölfeldern an Land Mitteleuropas zählt.

Weltweit gibt auch Lagerstätten in Basalten (z.B. in Indien) oder direkt im Muttergestein (shale gas, USA).

Wie wird festgestellt, von wo aus in die Tiefe gebohrt werden soll?

Zu Beginn von Erkundungsarbeiten steht oft der Einsatz geophysikalischer Messungen (z.B. Gravimetrie oder Seismik). In den letzten Jahrzehnten gehört die Erfassung eines Gebietes mittel 3D Seismik zur Standardmethode. Dabei werden akustische Signale in den Untergrund gesendet, die reflektiert wieder an der Oberfläche registriert werden. Durch die Änderung der Gesteinseigenschaften oder auch durch gefüllte Porenräume (mit Wasser oder Öl) können die Daten interpretiert und Aussagen über die geologischen Gegebenheiten gemacht werden. Dieses Verfahren lässt sich mit Ultraschalldiagnosen in der Medizin vergleichen.

Nach der Interpretation können Regionen untertage mit erhöhtem Potential ausgeschieden werden und an der Oberfläche werden Orte gesucht, von denen diese in der Tiefe mit einer Bohrung bestmöglich zu erreichen sind (Bohrplanung, Prognose der Gesteine, Prognose über Lagerstättengröße). In Österreich wird meist auf Lagerstätten von 1.000–3.000 m gebohrt. Es gibt aber seichtere und tiefere Vorkommen, die durch Bohrungen bekannt sind.

Nicht jede Bohrung findet die erwarteten Mengen oder ein Gestein mit den richtigen Eigenschaften. Daher wird vorher die Fundwahrscheinlichkeit abgeschätzt (oft fälschlicherweise als Risiko bezeichnet).

Die derzeit im Untergrund sicher bekannten Mengen an Erdgas und Erdöl in Österreich betragen 6,2 Milliarden m³ und 4,7 Millionen Tonnen und wären bei gleichbleibender Produktion (Stand 2022) in 10,2 bzw. 8,8 Jahren aufgebraucht.

Diese Zahl ändert sich stetig aufgrund neuer Erkenntnisse bei der Suche (bessere 3D Seismik), durch Neufunde, durch Weiterentwicklung der Bohrtechnik (z.B. Horizontalbohrungen) und durch effizientere Produktion.

Nachnutzung von Lagerstätten und Infrastruktur

Lagerstätten, aus denen keine Produktion mehr möglich ist, können als Speicher anderer Gase verwendet werden. In Österreich wird hauptsächlich Erdgas gespeichert. Sowohl in der Molassezone als auch im Wiener Becken betreiben OMV und RAG Austria Porenspeicher mit einem Gesamtvolumen von 8 Milliarden m³ Gas.

In Oberösterreich gibt es ein Projekt, wo grüner Wasserstoff im Untergrund eingelagert wird. Die Einbringung von Kohlendioxid in unterirdische Speicher ist in Österreich derzeit verboten.

Eine weitere Anwendung für nicht mehr gebrauchte Öl- und Gasinfrastruktur (Bohrungen) zur geothermalen Energiegewinnung ist seit Mai 2023 Inhalt eines zentraleuropäischen Forschungsprojektes (EU Interreg) mit fünf Partnerstaaten mit Teilnahme der Geosphere Austria.

» Transgeo Projekt

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